Einleitung

Was ist schön?

„Und ist nit einerley maß an allen menschen zu loben / dann ein jeglicher mensch hat sein besonder gestalt.“

Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528)

Schönheit lässt sich nicht auf normierte Perfektion reduzieren, sie lebt von Individualität und dem Zusammenspiel des ganzen Gesichts. Eine universell schöne Nasenform existiert nicht.

Eine gelungene Nasenkorrektur formt die Nase so um, dass sie sich harmonisch in das Gesicht einfügt und den Charakter bzw. „die besondre Gestalt“ des Individuums unterstreicht, ohne sich stilisiert in den Vordergrund zu drängen.

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Inhalt
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Einleitung

Ästhetische Merkmale einer natürlich schönen Nase

„Denn wahrlich steckt die Kunst in der Natur, wer sie herausreißen kann, der hat sie.“

Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion

Auch wenn Schönheit stets individuell ist, hat wahre Kunst immer die Natur zum Vorbild. Diese Haltung Dürers lässt sich auch auf die ästhetische Nasenchirurgie übertragen: Das Ergebnis jeder Rhinoplastik sollte individuell sein, alle Ergebnisse jedoch natürlich und nicht stilisiert aussehen.

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Albrecht Dürers Gemälde „Maria mit der Birnenschnitte“ zeigt harmonisch geschwungene Nasenrückenlinien im Profil – ein Vorbild für moderne Nasenästhetik.
Dürers Profil mit geschwungenem Nasenrücken.

Nasenrücken

Die Nasenrückenlinien oder dorsal aesthetic lines einer natürlich schönen Nase verlaufen geschwungen. Ihre Form erinnert an ein Kanu mit der breitesten Stelle im Übergang von der knöchernen zur knorpeligen Nase. Bei Frauen liegt dieser sogenannte Kanubauch tiefer als bei Männern.

In der klassischen Nasenchirurgie wurde diese natürliche Linienführung durch zwei gerade verlaufende Linien ersetzt, was der Nase ein operiertes Aussehen verleiht. Das moderne Konzept des Kanu-Prinzips wird heute als Innovation vermarktet. In Wahrheit erleben wir hier eine Renaissance der Nasenchirurgie und eine Rückbesinnung auf die Vorgaben der Natur – ganz im Sinne Dürers. Schon in seinem Gemälde „Maria mit der Birnenschnitte“ (1512) ist die geschwungene Lichtführung entlang des Nasenrückens deutlich zu erkennen.

Während die männliche Nase in einer durchgehenden Linie in die Nasenspitze übergeht, zeigt sich bei Frauen häufig ein leichter Einzug oberhalb der Spitze, der sogenannte Supratip break.

Markierte Darstellung der tip-defining points im Vergleich zur Nasenrückenbreite bei Dürers Gemälde Maria mit der Birnenschnitte – Beispiel für eine natürlich feminine Nasenform
Vergleich Nasenspitze und Nasenrücken bei Dürers Maria mit der Birnenschnitte

Nasenspitze

Auch die Form der Nasenspitze folgt klaren ästhetischen Prinzipien. Bei Frauen verläuft die sogenannte Nasenflügellinie meist parallel zur Oberlippe. Der Nasensteg zeigt eine weiche Unterbrechung, den sogenannten Columella breakpoint.

In der Frontalansicht überragen bei Frauen die tip-defining points den Nasenrücken seitlich. Die Nasenspitze ist also breiter als der Rücken. Auch dieses Verhältnis lässt sich als Vorgabe der Natur verstehen und wird in der modernen Nasenchirurgie wieder gezielt berücksichtigt, ganz im Sinne Dürers Kunstverständnis. Frühere chirurgische Ideale hingegen bevorzugten eine betont schmale Spitze, oft auf Kosten der natürlichen Gesichtsanatomie.

Bei Männern hingegen sind Nasenspitze und Nasenrücken etwa gleich breit. Das erzeugt ein markanteres, maskulineres Profil.

Einleitung

Die Nase als Teil des schönen Gesichts

„Darum ist schön, das seine Glieder im rechten Maß hat.“

Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528)

Ein erfahrener Nasenchirurg plant nicht isoliert die Nase, sondern stets im Kontext des gesamten Gesichts. Eine Nase kann für sich betrachtet ansprechend geformt sein, doch wenn sie nicht im „rechten Maß“ zum übrigen Gesicht steht, wirkt sie schnell wie ein Fremdkörper.

Wird zum Beispiel eine lange Nase deutlich verkleinert und gekürzt, mag sie isoliert beurteilt schön erscheinen. Doch was die Nase an Länge verliert, gewinnt die Oberlippe hinzu. Ein langes Lippenweiß ist ein typisches Zeichen für Alter und wird als unattraktiv wahrgenommen. Die Gesichtsproportion ist bei einer Nasenkorrektur deshalb mehr als relevant.

Die klassische Proportionslehre teilt das Gesicht horizontal in drei Drittel und vertikal in fünf Fünftel.

Inhalt
Illustration zur klassischen horizontalen Dreiteilung des Gesichts mit markierten Linien für Stirn, Nase und Kinn – zur Einordnung ästhetischer Proportionen bei Nasenkorrekturen
Klassische Dreiteilung des Gesichts mit Fokus auf die mittlere Etage

Die Lehre der Gesichtsdrittel

Die klassische Proportionslehre in der Kunst teilt das menschliche Gesicht horizontal in drei gleich große Abschnitte:

• Stirn (vom Haaransatz bis zur Glabella)

• Nase (von der Glabella bis zur Nasenbasis)

• unteres Gesicht (von der Nasenbasis bis zum Kinn)

Klassische Gesichtseinteilung in fünf Fünftel mit zentraler Nase
Klassische Gesichtseinteilung in fünf Fünftel mit zentraler Nase

Vertikale Fünftel

Die klassische Ästhetik teilt das Gesicht auch vertikal in fünf gleich breite Abschnitte. Die Nase liegt dabei exakt im mittleren Fünftel, begrenzt von den inneren Augenwinkeln. Die äußeren Fünftel markieren die Schläfen- und Wangenbereiche.

Historisches Proportionsraster nach Albrecht Dürer mit vertikalen und horizontalen Linien zur Vermessung des Gesichts – Renaissance-Darstellung ästhetischer Harmonie
Dürers Raster zur Gesichtsproportion mit Linien zur horizontalen und vertikalen Einteilung

Dürers Verständnis von Gesichtsproportion

„Ein schönes gesicht ist das / das ein gutes maß und schöne verteilung hat / auch ist es artlich das es nit einander gleich ist.“

Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528), Buch IV, Kapitel 2

Albrecht Dürer ging in seiner Analyse menschlicher Schönheit über die klassische Drittel- und Fünftelregel hinaus. Für ihn war nicht ein festes Schema entscheidend, sondern das Verhältnis der Teile zueinander. Stirn, Nase, Lippen und Kinn sollten im rechten Maß zueinander stehen. Verschiebt sich ein Element, muss ein anderes entsprechend angepasst werden, damit das Gesicht als Ganzes ausgewogen bleibt.

Diese relationale Auffassung von Proportion unterscheidet sich deutlich von normierten Idealvorstellungen. Schönheit ergibt sich für Dürer nicht aus Gleichförmigkeit, sondern aus individueller Varianz. Kein Gesicht gleicht dem anderen, und dennoch kann jedes schön sein.

In der ästhetischen Nasenchirurgie ist dieses Verständnis zentral. Die Nase soll nicht einem Muster folgen, sondern sich in den gegebenen Gesichtskontext einfügen, erst durch die individuelle Varianz ist eine Nase wirklich schön.

Titelseite von Albrecht Dürers ‚Vier Bücher von menschlicher Proportion‘ – klassisches Werk zur Ästhetik und Gesichtsproportion
Inhalt
Einleitung

Illustration im Stil Dürers: Veränderung des Gesichtsprofils bei unterschiedlichen Ausprägungen des mittleren Drittels (Nase) – aus den Vier Büchern von menschlicher Proportion
Seitprofil nach Dürer – Darstellung verschiedener Nasenlängen und deren Einfluss auf das Gesichtsprofil

Proportion: Die Nase in der Seitenansicht

„Wann man aber einer figur ein glid verruckt / so muss man die anderen auch darnach setzen / sonst wird das bild nit recht.“

Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528), Buch III, Kapitel 20

Verändert sich nach Dürer ein Teil des Gesichtsprofils, etwa die Länge der Nase, müssen die übrigen Strukturen kompensatorisch angepasst werden. Wird zum Beispiel die Stirn verkürzt, sollten Nase oder Kinn verlängert werden, um die Gesamtwirkung auszugleichen.

Auch in der modernen Nasenchirurgie sind solche Relationen entscheidend. Bei einer flachen Stirn oder einem zurückliegenden Kinn wirkt dieselbe Nase deutlich größer, wie in den unten gezeigten Vergleichsbildern erkennbar ist. Die angestrebte Nasengröße im Profil sollte deshalb nicht isoliert nach Standardmaßen bemessen werden, sondern sich aus dem individuellen Proportionsgefüge des Gesichts ergeben.

Studienkopf eines Kindes von Albrecht Dürer – zeigt die tiefliegende Nasenwurzel, den flachen Nasenrücken und die aufwärts gerichtete Nasenspitze im Kindesalter – Beispiel für altersbedingte Gesichtsproportionen in der ästhetischen Nasenchirurgie
Kinderkopf von Dürer mit flacher Nase – Beispiel altersbedingter Gesichtsproportion

Die Nase im Wandel der Zeit

„Dann wann der Mensch wächst / verändert er die Proportion auch.“

Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528), Buch IV, Kapitel 1

Die Nase unterscheidet sich nicht nur von Mensch zu Mensch, sie verändert sich auch beim Einzelnen im Laufe des Lebens.

Im Kindesalter liegt die Nasenwurzel meist unterhalb der Pupillenlinie, der Nasenrücken ist flach, die Nase insgesamt klein und leicht nach oben gerichtet.

Im hohen Alter wiederum sinkt die Nasenspitze ab, die Oberlippe wird länger, der Übergang zwischen Nase und Oberlippe spitzer.

Manche Nasenchirurgen preisen eine kindliche Nasenform unter dem Begriff Barbie Nose als vermeintliches Schönheitsideal an. Was Dürer dazu sagen würde?

Einleitung

Nasenformen und Deformitäten im Überblick

Anatomische Abweichungen wie Höcker, Achsabweichungen oder Breite der Nase sind häufige Gründe für eine ästhetische oder funktionelle Korrektur.

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